4 Wochen in Ghana - Unsere Praktikantin Julia teilt ihre Erlebnisse
Eine Reise voller Begegnungen und Eindrücke
In diesem Blog möchte ich euch von meiner ereignisreichen Zeit in Ghana erzählen. Ursprünglich hatte ich das Ziel, in die ghanaische Kultur einzutauchen und Buy Food with Plastic Ghana vor Ort zu besuchen. Doch diese Reise war viel mehr als nur ein Besuch – sie hat mein Herz berührt und mein Verständnis für die Welt erweitert.
Gleich am Anfang durfte ich das Buy Food with Plastic Team kennenlernen, wundervolle Menschen, die mich offen empfingen und mich überall in ihrem Alltag mitnahmen. Ich probierte köstliche ghanaische Gerichte direkt bei ihnen zu Hause, nahm an der Sonntagsmesse in der Kirche teil, ging zum lokalen Friseur, ließ mir maßgeschneiderte Kleider anfertigen und besuchte lokale Schulen. Das absolute Highlight war jedoch der Buy Food with Plastic Community Event in Abeyee, bei dem wir 322 Menschen mit einer warmen Mahlzeit versorgen konnten – bezahlt wurde mit jeweils 20 Plastikflaschen. Die tiefe Dankbarkeit der Menschen berührte mich sehr und hinterließ eine erfüllte Zufriedenheit. Durch unser Erscheinen in Abeyee spürte man die Wertschätzung der Community enorm, dass endlich ein lebhafter Event stattfindet.
Besuch in der Schule
Ein weiterer besonderer Moment war der Besuch in der öffentlichen Schule. Die Kinder trugen nicht nur ihre Uniform mit Stolz, sondern auch ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Der Unterricht war anders, als ich ihn bisher kannte: Der Lehrer sprach vor, die Schüler wiederholten im Chor, und wer eine Frage richtig beantwortete, erhielt begeisterten Applaus von der gesamten Klasse. Obwohl Englisch die offizielle Unterrichtssprache ist, wird oft „Fante“, der lokale Dialekt, gesprochen – was leider dazu führt, dass nicht alle Kinder gleich gut Englisch sprechen und verstehen können. Obwohl staatliche Schulen grundsätzlich kostenlos sind, müssen die Familien selbst für die Schuluniformen aufkommen, die etwa 200 Cedis (umgerechnet etwa 10 CHF) kosten. Leider können sich dies nicht alle leisten, weshalb die Schulleitung oft ein Auge zudrückt.
Ein 3-stündiger Beach Clean-up
Eine besonders eindrückliche Erfahrung war der 3-stündige Beach Clean-up, bei dem wir zusammen mit vielen Kindern insgesamt 1.953 PET-Flaschen und 2.053 Plastik-Sachets sammelten. Die Kinder waren voller Tatendrang, und je länger wir sammelten, desto mehr halfen uns. Doch nachdem alles gezählt und die vollen Plastiksäcke auf dem Weg zur Manufaktur waren, warf ein Junge, der mir 3 Stunden geholfen hatte, ein leeres Wassersachet direkt vor seine Füße. Ich war fassungslos. Wie konnte er nach drei Stunden Sammeln genau das Gleiche wieder tun? Ich war enttäuscht, denn ich dachte, mit dieser Arbeit konnten wir die Beteiligten sensibilisieren und sie über die Problematik aufklären. Doch scheinbar ist wenig hängengeblieben. Doch dann fragte ich mich: „Was soll er denn sonst tun, wo hätte er das Sachet entsorgen sollen?"
Denn in Ghana habe ich keinen einzigen Mülleimer in der Öffentlichkeit gesehen.
In Ghana verbrennt die Bevölkerung ihren Müll direkt vor ihren Häusern. Warum sollte er den Abfall mit nach Hause nehmen, wenn es einfacher ist, ihn am Strand oder auf der Straße zu entsorgen? Auch wenn er nächste Woche sein eigenes Plastik wieder vom Strand auflesen wird.
Diese Erfahrung lehrte mich, Handlungen zu hinterfragen, bevor man sie bewertet. Es ist noch ein langer und stolpriger Weg, bis eine nachhaltige Abfallentsorgung in Ghana zur Selbstverständlichkeit gehört. Es fehlt dringend an der nötigen Infrastruktur – Abfalleimer, Tonnen und ein funktionierendes Recyclingsystem, aber auch an Wissen in der Bevölkerung.
Ein Besuch im Slum von Elmina
Besonders bewegend war der Besuch im Slum von Elmina, wo rund 2.000 Menschen auf engstem Raum leben. Es gibt kein fließendes Wasser, nur kleine, steingemauerte Kabinen, in denen man sich mit einem Eimer Wasser vom Brunnen wäscht. Die Toilette? Bietet die große Müllhalde gleich nebenan, die auch der Spielplatz für die Kinder und der Aufenthaltsort der Ziegen, Hühner und Hunde ist. Der starke Geruch von getrocknetem Fisch, Feuer und Fäkalien bei über 30 Grad war sehr intensiv. Obwohl ich den Slum am liebsten sofort verlassen hätte und ich es für unvorstellbar hielt, hier wohnen zu können, war es schwer zu verstehen, dass dies der Alltag und das Zuhause dieser freundlichen und lebensfrohen Menschen ist. Dieser Gedanke hat mich tief getroffen und zum Nachdenken angeregt. Dieser Tag hat meine Einstellung und Dankbarkeit für alles, was ich tun kann, enorm verändert und mich geprägt.
Erinnerungen fürs Leben
Ghana hat mir unglaublich viel beigebracht. Ich habe neue Freundschaften geschlossen, die harte Realität von Armut, Leid und Hunger gespürt. Obwohl ich weiß, dass ich alles getan habe, was in meinen Möglichkeiten lag, fühle ich mich dennoch klein angesichts der Tatsache, dass ich das Leben dieser Menschen leider nur sehr kurzzeitig verbessern konnte.
Es war ein intensives Abenteuer mit all seinen Facetten.
Ich danke dem gesamten Team von Buy Food with Plastic Ghana für ihre herzliche Gastfreundschaft, ihre offene und einladende Art. Ein großes Dankeschön auch an Anna, Khalil und das gesamte Buy Food with Plastic Team für das Vertrauen und die Wertschätzung, die ihr mir alle während meiner Praktikumszeit gegeben habt. Zu sehen, was wir in Ghana, Nicaragua und Indien ermöglichen, um nachhaltig und langfristig das Plastikproblem und Hunger zu bekämpfen und somit den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern, ist unbeschreiblich.
Medasse, Julia
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